Mittwoch, 8. Mai 2019

Kia ora Neuseeland

Aussicht vom Mt. Maunganui in Tauranga

Eigentlich stand Neuseeland bei uns beiden nicht wirklich auf der Wunschliste. Da wir aber doch einige Male während unserer Reise über Auckland zu unseren Zieldestinationen fliegen müssen, entschieden wir uns dieses Mal einen 10-tägigen Stopp einzulegen. Vom 1. bis 11. März erkundeten wir die Nordinsel Neuseelands. Ein Hauptgrund war auch meine Freundin Marie aus Rast zu treffen (seit 5 Monaten ist sie nun schon in Neuseeland und muss leider bald wieder heim, also unsere letzte Chance!). Nach kurzem Austausch teilte sie mir mit, dass sie bis zum Ende ihrer Zeit bei Freunden in Tauranga (2,5h von Auckland entfernt) wohnen wird. Perfekt, denn diese Nachricht machte es uns einfach zu entscheiden, dass wir nur den Norden Neuseelands bereisen werden. Danke Marie, so schnell waren wir noch nie 😊.

In Auckland angekommen buchten wir erst mal unseren Camper für die nächsten 9 Tage (wobei Camper das falsche Wort ist – es war ein Kombi mit Bett und kleiner Küche drin). Bis auf Tauranga war unsere Reiseroute noch offen (zum Glück – ihr werdet nachher lesen warum 😊).

Nachdem wir am 2. Tag unser Gefährt abgeholt haben, machten wir uns auf den Weg Richtung Supermarkt. Für viel Geld bekommt man hier richtig wenig 😊. Von Sonnenschein begleitet fuhren wir zur Halbinsel Coromandel. Die Fahrt dorthin auf schmalen und kurvigen Strassen entlang der Küste war wunderschön. Es folgte ein schöner Ausblick nach dem andern. Gegen Abend stellten wir unsere Karre dann auf einem Campingplatz ab. Nach einem Spaziergang am Strand verbrachten wir ein paar nette Stunden mit unserm Campingnachbarn aus der Schweiz. An diesem Abend musste ich erneut feststellen, dass Campen einfach nicht mein Ding ist. Es war arschkalt und bei 13 Grad im Auto pennen macht einfach kein Spass 😊.


Die unendliche Gastfreundschaft der Kiwis

Am nächsten Tag ging es weiter zu Marie nach Tauranga. Auf dem Weg dorthin machten wir noch einige Stopps an verschiedenen Stränden. Eigentlich Traumstrände – wenn das Wasser nur etwas wärmer wäre. Auch das Baden in Neuseeland ist für mich definitiv zu kalt 😊.



In Tauranga angekommen wurden wir schon sehnlichst von Marie, Sandy und Mike erwartet und mit einem Gläschen Wein herzlich begrüsst. Es fühlte sich an, wie wenn wir die beiden schon ewig kennen. Das Haus und das umliegende Areal sind kurz gesagt: ein TRAUM. Nachdem wir unser Zimmer bezogen haben, folgte schon die nächste Überraschung. Sandy und Mike haben ihre Schweizer Freunde Bruno, Gabi und ihren Sohn Patrick zum gemeinsamen Abendessen eingeladen. Bruno und Gabi wohnen schon 23 Jahre in Neuseeland und auch mit ihnen verstanden wir uns auf Anhieb super. Was wir zum Abendessen serviert bekamen, war ein absoluter Gaumenschmaus! Es gab Patrick’s Krabbencocktail zur Vorspeise, darauf folgte Rinderbraten (vom eigenen Rind), Ofenkartoffeln, Bohnen, Couscous-Brokkoli Salat und zum Dessert Marie’s selbstgebackenen deutschen Apfelkuchen mit Vanilleeis. Nebst dem leckeren Essen ging natürlich auch die eine oder andere Flasche Wein über den Tisch! Einfach WAHNSINN diese Gastfreundschaft.


Wir hatten so einen tollen Abend, dass uns Bruno und Gabi alle für Dienstagabend zum Essen einluden. Mhh – eigentlich wollten wir doch nur eine Nacht bleiben?! Ein paar Blicke in die Runde reichten aber um zu wissen, dass wir noch weitere zwei Nächte bei Sandy und Mike wohnen dürfen.

Die nächsten zwei Tage genossen wir aber vor allem mit Marie. Von ihr bekamen wir eine Führung durch das riesige wunderschöne Anwesen der Familie. Wir pflückten Pfirsiche hinterm Haus, wanderten auf den Mount Maunganui und machten Spinatspätzle 😊. Beat und Marie drehten so einige Runden mit Mike’s Motocrossmaschnine über Felder und Wiesen. Von unseren Gasteltern wurden wir bis über beide Ohren verwöhnt!


Auch bei Gabi und Bruno verbrachten wir einen wunderschönen Abend! Nebst dem stilvoll eingerichteten Haus in europäischem Baustil verzückte uns der wunderschön gestaltete und gepflegte Garten sowie die Weitsicht hin bis zum Mount Maunganui. Wir verbrachten herrliche Stunden, sei es beim Billard spielen oder mit einem Tennismatch auf dem eigenen Platz hinterm Haus!


Es hatte es uns auch hier an nichts gefehlt. Zum Essen gab es eine gute Portion Heimat: Rinds-Gulasch, Spätzle, Salat und Dessert – von der Vor- bis zur Nachspeise einfach nur lecker!!! Beat bekam nun endlich seinen lang ersehnten Gulasch - schon so oft auf dieser Reise musste ich mir anhören wie gerne er doch mal wieder Gulasch oder Gulaschsuppe essen würde 😊. Danke Gabi und Bruno für den tollen und unvergesslichen Abend mit euch!

Damit wir doch noch etwas mehr von der Nordinsel zu sehen bekamen, verabschiedeten wir uns vorerst von all unseren lieben Gastgebern sowie Marie und machten uns auf den Weg in die vulkanische Zone der Nordinsel.

Tongariro Alpine Crossing – eine spektakuläre Wanderung

Diese Tageswanderung bietet alles was das Natur-und Wanderherz begehrt. Ohne Marie's Überredungs- und Inspirationskünste hätten wir dies ziemlich sicher ausgelassen. Als am Morgen um 6 Uhr der Wecker klingelte, habe ich sie mal ganz kurz verflucht. Unsere Motivation hielt sich in Grenzen und wir konnten uns in diesem Moment nicht vorstellen, dass wir gleich zig Stunden und 19.4 km durch Vulkangebiet wandern. Ein Shuttlebus brachte uns zum Startplatz (auf 1100m), von wo aus wir uns um 7.45 Uhr aufmachten. Nicht nur die angekündigte Temperatur von 5° (auf dem höchsten Punkt) machte uns Angst, sondern auch all die anderen top ausgerüsteten Wanderer – wir hatten doch nur unsere normalen Turnschuhe dabei 😱.


Der erste Teil führte uns über Trampelpfade und Holzstege durch eine eher karge aber schöne Landschaft. Wenig später waren wir links und rechts von Berggipfeln eingesäumt. Langen und geraden Wegstrecken folgten dann treppenartige Stufen aus grossen Steinen – dem sogenannten Treppenhaus des Teufels – welches seinem Namen wirklich Ehre macht. Hier kamen wir so richtig ins Schwitzen.


Von dort aus ging es über den Süd Krater in Richtung Rotem Krater und mit zunehmender Strecke wurde auch der Anstieg steiler. Wir kletterten weiter Richtung höchstem Punkt des Wanderweges (1780m). Nicht nur der Anstieg war übel, sondern auch der kalte und starke Wind war ziemlich heftig und wir konnten uns kaum auf unseren Beinen halten.



Die Anstrengungen waren es aber wert, denn wir wurden mit einem atemberaubenden Ausblick auf die Emerald Lakes belohnt. Halbzeit und endlich Zeit für eine Verschnaufpause am See. Der steile Abstieg durch Geröll und Sand glich eher einer Rutschpartie als einer Wanderung.


Die letzten drei Stunden Abstieg, vorbei an heissen Quellen, waren zwar nicht mehr so anstrengend aber zogen sich wie Kaugummi. Nach insgesamt 6,5h haben wir es endlich geschafft. Unsere Zehen schmerzten (und bluteten) und die Fusssohlen brannten wie Feuer.


Das Tongariro Alpine Crossing zählt zu den schönsten Ein-Tageswanderungen auf der Welt – und das völlig zurecht – denn sogar für uns zwei Wandermuffel zählt dieser Tag zu einem unserer Highlights während unserer Zeit in Neuseeland.
Noch am gleichen Abend ging unsere Fahrt weiter zum Lake Taupo – dem grössten See des Landes!



Wellnesstag in Taupo

Am nächsten Tag merkten wir schnell, dass unsere Körper heute Erholung brauchten, denn wir spürten jeden Muskel. Da der Lake Taupo ein Vulkansee ist, findet man rund um Taupo viele natürliche heisse Quellen. Wir besuchten eine der wenigen kostenlosen Quellen, doch wir konnten uns nichts Besseres vorstellen! Wer stand schliesslich schon einmal unter einem heissen Wasserfall?! Über und unter den Wasserfällen legten wir uns in die heissen Naturbecken oder, wenn es zu heiss wurde, suchten wir uns einen Platz in der Mündung zum Fluss. Hier vermischt sich das heisse Quell- mit dem kalten Flusswasser und wir konnten uns (fast) genau die gewünschte Temperatur zwischen etwa 19° und 40° aussuchen. Einfach herrlich und eine Wohltat für unsere strapazierten Muskeln 😊.


Auf dem Weg zurück nach Tauranga legten wir noch zwei Stopps in der Nähe von Rotorua ein: einen im Geothermalgebiet Wai-O-Tapu und den anderen beim Kerosene Creek.

Wai-O-Tapu Thermal Wonderland

Heisse Quellen, Krater aus denen Schwefeldämpfe steigen, Geysire und blubbernde Schlammtümpel prägen diesen Erlebnispark. Für Geologen muss das wirklich sehr spannend sein, unsere Begeisterung hielt sich dagegen eher in Grenzen. Ja, es ist wirklich eine spezielle Gegend mit all den kleinen und grösseren Kratern, aber irgendwie sieht auch alles gleich aus und wir liefen die mit 1.5 Stunden angegebene Strecke in rund 50 Minuten ab. Einzig dieser knallgrüne Tümpel sowie der rauchende «Champagne Pool» beeindruckten auch uns. Auch der der grosse blubbernde Schlammteich war faszinierend!


Kerosene Creek

Ein paar Kilometer weiter führte uns ein holpriger Weg zu einem weiteren Wellnesserlebnis. Dort erwartete uns eine etwas dreckige, braune Brühe - ein Bach mit heissem Wasser - speziell, aber schön und auch hier genossen wir nochmals das heisse Vulkangewässer bevor wir uns wieder auf den Weg zu unserer Familie in Tauranga machten. 


Noch eine letzte Nacht durften wir bei unseren Freunden Sandy und Mike übernachten und wir wurden nochmals über beide Ohren verwöhnt. Trotzdem wurde es für uns leider Zeit aufzubrechen. Bei solch wunderbaren Menschen und deren aussergewöhnlichen Gastfreundschaft fühlt man sich schnell wie zu Hause und der Abschied fiel uns allen nicht ganz einfach. Was es allerdings einfacher machte war, dass wir in spätestens sieben Wochen ziemlich sicher nochmals zurückkehren werden.

Dear Sandy, dear Mike, thank you sooo much for your amazing hospitality and love!!! We enjoyed every minute with you guys and we can't wait to see you again soon!!!