Samstag, 27. Juli 2019

Vanuatu - das glücklichste Land der Welt


Schon in der Schweiz sprach Beat immer von Vanuatu. Ich hingegen habe noch nie etwas von dieser Insel gehört. Irgendwie habe ich gar nichts von Vanuatu erwartet, vielleicht hat mich dieses Paradies aus Feuer und Wasser genau darum am meisten überrascht. Vanuatu besteht aus 83 Inseln (67 davon sind bewohnt), liegt im Südpazifik und zählt zu Melanesien. Gemäss einer britischen Studie leben hier die glücklichsten Menschen der Erde..... ja, die Leute hier scheinen wirklich super glücklich zu sein! 

Die bekanntesten Inseln sind die Hauptinsel Efate mit der Hauptstadt Port Vila, Tanna mit einem der aktivsten Vulkane der Welt und Espiritu Santo, eine Insel mit Traumstränden, Süsswasserseen und abenteuerlichen Tauchrevieren. Wir entschieden uns genau diese drei Inseln zu besuchen und starteten mit der Efate.

Efate – Tradition und Moderne


Als wir am Flughafen in Port Vila angekommen sind und routinemässig alles Wichtige erledigt hatten (duty-free Shopping, Geld abheben und SIM-Karte kaufen), waren wir dieses Mal nicht die Letzten, die das Flughafengebäude verliessen. Auch Markel, ein Spanier der in Sydney lebt, irrte noch durch die Gegend. Nachdem wir feststellten, dass wir die gleiche Unterkunft gebucht haben, machten wir uns gemeinsam auf den Weg zu unserer neuen Bleibe. Schon von der ersten Minute an haben wir drei bestens harmoniert. Nach einem gemeinsamen Einkaufstrip zum nahegelegenen Supermarkt verwöhnte ich die zwei Jungs mit einem Abendessen. Von Markel liessen wir uns später zu einem Discobesuch in der Stadt überreden. Keine sehr gute Idee – wir hatten zwar jede Menge Spass, aber dafür am nächsten Tag einen unserer schlimmsten Hangover auf der ganzen Reise. Da es den ganzen Tag regnete war es allerdings halb so wild, dass wir nicht ganz auf Hochtouren liefen. Zudem haben wir auf Markels Freund Patrice (ein Franzose) gewartet, der später als geplant aus Sydney anreiste. Nach einem BBQ zu viert ging es für uns alle etwas früher ins Bett als am Tag zuvor. Nicht ohne Grund, denn am nächsten Morgen ging es früh los. Mit dem Mietauto der beiden erkundeten wir die Insel Efate.
   

Nach einem wunderschönen Tag mussten wir uns leider schon wieder verabschieden, denn für die zwei ging es schon weiter nach Santo. Wir hingegen suchten erst mal das Büro der Air Vanuatu auf um unsere weiteren Flüge auf die verschiedenen Inseln zu buchen.

Buntes Markt-Treiben


Port Vila ist das wirtschaftliche Zentrum der Insel Efate. Daher kommen viele Einheimische aus allen Dörfern der Insel auf den zentralen Markt um dort ihre Produkte, vor allem Gemüse und Obst, zu verkaufen. Entsprechend lebhaft ging es hier auch zu. Kurz gesagt: ein chaotisches, farbenfrohes Gewusel 😄.


Unterwasser-Poststelle


Am Nachmittag fuhren wir mit Bus und Boot zu der vorgelagerten Hideaway Island wo wir den Nachmittag mit Schnorcheln verbrachten. Hier befindet sich die weltweit einzige Unterwasser-Poststelle. Ist wohl eher ein Touristen Gag, aber das Office sei wirklich täglich rund eine Stunde von einem tauchenden Postangestellten besetzt und der Briefkasten wird 2 Mal täglich geleert 😂. Von hier aus sendeten wir ein paar wasserfeste Grüsse in die Heimat, in der Hoffnung, dass es unsere wasserdichten Postkarten gut leserlich in die Schweiz und nach Deutschland schaffen.


Pentecost – unser teuerster (und bester) Tagestrip ever!


Pentecost ist eine kleine Insel die international durch das Turmspringen (Naghol oder auch Land Diving) bekannt geworden ist. Dies ist die Geburtsstätte des heutigen Bungee Jumpings. Nur im April und Mai findet dort die traditionelle Naghol Zeremonie statt. Hierbei wird aus losen Ästen ein zirka 30 Meter hoher Turm gebaut, von dem die Männer, nur mit Lianen an ihren Füssen gesichert, Kopf voraus in die Tiefe springen. Diese Zeremonie gilt als Männlichkeitsritual und soll eine ertragreiche Yams-Ernte (ähnlich einer Süsskartoffel) gewährleisten.

Leider hat dieses Schauspiel auch seinen Preis und wir waren hin- und hergerissen ob wir diese vierte Insel Vanuatus auch noch besuchen. Da genau das einer von Beat's Gründen war, Vanuatu überhaupt zu besuchen, haben wir uns trotz des hohen Preises dafür entschieden und buchten last minute unser Airtaxi zu der rund 200 km entfernten Insel Pentecost. In einer 6-Platz Propellermaschine genossen wir das atemberaubende Panorama.

In Pentecost angekommen wurden wir mit einem Pickup zum Ort des Geschehens gebracht. Die Zeremonie war eindrucksvoll und zugleich beängstigend. Die Teilnehmer werden durch Gesang und rhythmisches Stampfen angefeuert. Die Springer erklimmen daraufhin ihre Plattform und binden die Lianen an ihren Fussknöcheln fest. Die Jungs mit der niedrigsten Sprunghöhe (meist die Jüngeren) springen zuerst. Zum Abschluss springt der Mutigste von der höchsten Plattform aus maximal 30 Meter Höhe. Einfach Wahnsinn - vor allem auch das Knacken der Lianen und des ganzen Turms bevor die Männer am Boden aufprallen!


Als die Zeremonie beendet war flog uns unser Pilot auf eine weitere Insel Namens Epi. Die Landung auf der Rasenpiste war ziemlich speziell 🙈. Nach dem Mittagessen erkundeten wir die Unterwasserwelt. Schnorchelnd machten wir uns auf die Suche nach den bekannten Dugongs (Seekühe), die dort anscheinend regelmässig anzutreffen sind. Da es den Dugongs wohl etwas zu wild zu und her ging (mit 15 Schnorchlern) sahen gerade mal Beat und ein Einheimischer für einen kurzen Moment einen Baby-Dugogng.
Nun wurde es leider langsam Zeit für die Rückreise und wir kletterten zum letzten Mal in unser fliegendes Taxi.



Diesen Tag werden wir nie vergessen !!!! 😍


Espiritu Santo – Blue Holes, Traumstrände, Taucherparadies


Ganze fünf Tage haben wir für Espiritu Santo eingeplant. Hier trafen wir auch nochmals für einen Tag unsere Jungs Markel und Patrice. Da die beiden in ihrem Hotelzimmer zwei grosse Doppelbetten hatten, durften wir zwei für eine Nacht bei ihnen übernachten 😁.

Kajak-Trip ins Paradies

Natürlich hatten sie auch schon einen Plan für den ersten Tag ausgeheckt - Kajak-Abenteuer – juhuu! Meine Freude hielt sich in Grenzen, aber infolge Gruppenzwang ging ich halt widerwillig mit. Das einzig positive daran war, dass es hier zweier Kajaks zu mieten gab, so konnte ich mich zwischendurch nach hinten lehnen und Beat musste dafür etwas mehr paddeln :-). Schon nach den ersten Metern war ich froh zwangen mich die drei zu meinem Glück, denn unsere Strecke die wir zurücklegten war verdammt schön! Wir starteten in einer geschützten Bucht im Meer und paddelten dann Flussaufwärts zum Matevulu Blue Hole, einem kristallklaren, stahlblauen Süsswassersee im tiefgrünen Urwald. Einfach nur paradiesisch!


Auf dem Weg zurück legten wir noch einen kurzen Stopp auf Chicken Island ein wo wir die dort wilden Hühner mit frischen Kokosnüssen beglückten.



Luganville - eine kleine und gemütliche Stadt

Am nächsten Tag nahmen wir dann wirklich Abschied von Markel und Patrice und wechselten widerwillig in eine deutlich günstigere und wesentlich einfachere Unterkunft. Mit dem Roller wollten wir die Traumstrände Champagne- und Lonnoc Beach am anderen Ende der Insel besuchen doch leider machte uns unser Miet-Roller einen Strich durch die Rechnung, denn schon nach wenigen hundert Metern ging gar nichts mehr. Na gut, so schlenderten wir ein bisschen durch das Städtchen, besuchten den kleinen Markt und buchten die Tauchgänge für den nächsten Tag.


Unterwasserausflug zur SS President Coolidge und dem Million Dollar Point


Die Tauchattraktion Vanuatus ist zweifellos das grösste betauchbare Schiffswrack der Welt - die SS President Coolidge. Die "Lady", wie sich auch genannt wird, war ursprünglich ein Luxus Kreuzfahrtschiff und wurde 1942 zu einem Truppentransporter umgebaut. Die über 5000 Soldaten an Bord wurden nach Vanuatu geschickt um dort nach dem Angriff auf Pearl Harbor die Region im Südpazifik vor den Japanern zu sichern. Von den drei Kanälen die nach Luganville führen wurden zwei von den Amerikanern vermint. Leider klappte die Kommunikation mit der herannahenden Coolidge nicht und sie entschied sich für einen falschen Kanal. Folglich wurde sie von zwei eigenen Minen getroffen und sank direkt vor Luganville. Ausser zwei Soldaten haben alle restlichen dieses Unglück überlebt.

So liegt dieses 200 Meter lange und etwa 25 Meter breite Schiff in einer Tiefe zwischen 25 und 70 Metern und bietet über 20 verschiedene Tauchplätze. 
Natürlich war dieses Wrack auch für uns oder besser gesagt für mich ein „Muss“. Da ich nicht wirklich gerne Wracks betauche, beliess ich es bei einem Tauchgang. Beat machte den zweiten Tauchgang dann ohne mich...



Ein weiteres Highlight in Santo ist der berühmte Million Dollar Point. Hier kann man im Wasser versenkte Relikte aus dem zweiten Weltkrieg begutachten. Über 200.000 Soldaten waren damals auf Vanuatu stationiert. Nach Abzug des Militärs wurden nicht mehr gebrauchte Gerätschaften einfach ins Wasser geworfen (ein Rücktransport in die USA wäre anscheinend zu teuer gewesen und den Einheimischen wollte man auch nichts überlassen...). Panzer, Kanonen, Jeeps und vieles mehr wurden dort zur neuen Heimat für zahlreiche Ozeanbewohner. Diesen Militärfriedhof erkundeten wir allerdings nur beim Schnorcheln.


Traumstrände bei Regen


Um doch noch die besagten Traumstrände zu besuchen, gingen wir auf Nummer sicher und mieteten uns für den letzten Tag ein Auto und fuhren in Richtung Port Olry im Norden Santos. Bereits auf der Fahrt wurde es immer düsterer und es ging nicht lange bis es zu regnen begann. So verbrachten wir einige Stunden am Strand – es war zwar trotzdem schön, aber irgendwie ist so ein Strandtag mit Sonne einfach schöner und das Wasser viel blauer 😏.


Auf dem Rückweg machten wir noch einen kurzen Stopp beim Riri Blue Hole. Trotz leichtem Nieselregen war das Wasser hier so richtig blau! Zudem waren wir mit Nick alleine hier (ein Engländer, den wir in unserer Unterkunft kennengelernt hatten). 


Anschliessend stiegen wir wiedermal in ein Flugzeug und machten uns auf zur nächsten Insel.


Tanna – Insel des Feuers


Zum Abschluss unserer Vanuatu-Reise wollten wir den überaus aktiven Vulkan Mount Yasur erkunden. Auf dieser Insel buchten wir nur eine Übernachtung, denn von anderen bekamen wir die Info, dass es hier nicht sehr viel mehr zu sehen gibt als den Vulkan. Am Flughafen wurden wir von unserem Gastgeber abgeholt. Die Fahrt zu unserer Unterkunft war ziemlich abenteuerlich. Zirka zwei Stunden fuhren wir über unbefestigte Strassen und Schlaglöcher. Als wir endlich angekommen sind bezogen wir unser Baumhaus mit Blick auf den Vulkan.


Noch am gleichen Tag wollten wir den Yasur besteigen. Leider war dies nur mit einer touristischen und unverhältnismässig teuren Tour (85 Franken pro Person (dies erschien uns zu diesem Zeitpunkt super teuer! Wir wussten ja noch nicht was uns auf den Cook Islands und Hawaii erwartet 😂)) möglich. Mit Pickups wurden wir fast zum Kraterrand chauffiert. Nach einem kurzen Aufstieg zu Fuss blickten wir vom Kraterrand direkt in den brodelnden Kessel des Feuers. Alle 5 Minuten spuckte er eine Eruption aus glühenden Lavabrocken! Dauerhaftes Donnergrollen drang aus dem Krater. Der Wind und der Geruch nach Schwefelsäure war teilweise unerträglich. Einmal mehr war ich Beat soooo dankbar. Nach einigen Recherchen besorgte uns Beat bereits in Santo im Baumarkt Schutzbrillen und Masken (zieh ich sicher nicht an, brauch ich nicht, wie sieht denn das aus? aber...) DANKE Schatz, mehr brauch ich dazu wohl nicht sagen 😋!


Unser Besuch des Mt. Yasur war eines der spektakulärsten und aufregendsten Naturschauspiele die man sich nur vorstellen kann. Grandios war auch der nächtliche Blick von unserem Baumhaus auf den Vulkan.


Yakel – Das Leben im Einklang mit der Natur


Die Inseln Vanuatus und deren Dörfer stehen noch immer für den sehr ursprünglichen Lebensstil der Kastom People. Das sind Stämme, die auch 2019 noch ohne fliessend Wasser, Strom oder Schulbildung leben. Genau solch ein Dorf wollte uns unser Gastgeber vor unserer Abreise noch zeigen. Zuerst waren wir uns unsicher, denn auf solch einen Besuch mit hunderten anderen Touristen hatten wir echt keine Lust. Trotzdem stimmten wir zu und zu unserer Überraschung waren wir die einzigen vor Ort. Der einzige englisch sprechende Bewohner führte uns durch das Dorf und gab uns Einblicke in die Lebensweise seines Stammes - für uns unvorstellbar wie doch noch einige Menschen in Vanuatu leben.


Zurück in die "Zivilisation" 


Überwältigt von all den tollen Erlebnissen machten wir uns auf den Weg zum Flughafen. Im Hauptort Lenakel legten wir einen Stopp ein und besuchten den lokalen Markt.


Und schon wieder hatten wir Pech, denn unser Flug zurück auf die Hauptinsel wurde gestrichen und auf den nächsten Tag verschoben. Air Vanuatu reagierte erstaunlich schnell und organisierte uns eine kostenlose Übernachtung in einem Hotel. Ganz so einfach kamen wir jedoch nicht zu unserem Bett. Mit einem Kleinbus klapperten wir verschiedene Hotels ab, in der Hoffnung noch ein freies Zimmer zu bekommen. Nachdem wir zweimal abgewiesen wurden, blieben wir auf dem Weg zur dritten Unterkunft auch noch im Schlamm stecken. Als die Jungs den Wagen aus der misslichen Lage befreit hatten konnten wir im dritten Hotel endlich einchecken.

Nach einem durch Air Vanuatu spendierten Abendessen und Frühstück mussten wir noch unseren Zigaretten-Vorrat aufstocken 😄. Nach gut einer halben Stunde Fussmarsch dem Strand entlang erreichten wir ein kleines Dorf bzw. eine Siedlung mit einem kleinen Shop und einer Schule. Natürlich kam ich nicht ohne Stopp an der Schule vorbei... 😊.


Pünktlich wurden wir wieder abgeholt und zum Flughafen gebracht. Nun durfte einfach nichts mehr schief laufen, denn viel Zeit zwischen Ankunft und Weiterflug nach Neuseeland hatten wir nicht mehr. Wie sollte es auch anders sein, der neue Flug hatte nochmals Verspätung. Das wird knapp!

Boardingpass Tanna-style
Endlich geht's los...

Ein weiteres Problem war, dass wir einen Teil unseres Gepäcks in der Unterkunft in Efate eingelagert hatten (auf unseren Inlandflügen waren nur 10kg Gepäck pro Person erlaubt). Beat setzte alle Hebel in Bewegung und die Chefin persönlich brachte unser Gepäck an den Flughafen in Port Vila. Als wir ziemlich gestresst am Check-in zum Flug nach Auckland ankamen, teilte und die zuständige Dame mit, dass der Check-in bereits geschlossen sei (es war ja auch schon 20min. vor Abflug 🙈). Noch einmal gab Beat alles und überzeugte auch diese Dame uns doch noch an Bord zu lassen. Puh das war Glück!


Neuseeland zum Letzten

In einer fast leeren Maschine ging es zurück ins "arschkalte" Neuseeland wo wir eine weitere Nacht auf der Flughafenbank verbrachten. Am nächsten Morgen holten wir unser Mietauto ab und fuhren nach Tauranga zu unseren lieben Gastgerbern Sandy und Mike. Noch einmal wurden wir fünf Tage lang über beide Ohren verwöhnt - unter anderem gab es wieder ein perfekt gegartes Lamm 😋. Wohl oder übel mussten wir dann letztlich von unserer Neuseeland-Familie Abschied nehmen. Dies war unser fünfter und letzter Stopp in Neuseeland. Thank you again for everything Sandy and Mike!


Bevor es für uns aber weiter auf die Cook Islands ging übernachteten wir noch bei Beat's Ex-Abseitskollege Aron. Er ist vor acht Jahren nach Neuseeland ausgewandert und wohnt mit seiner Familie etwas ausserhalb von Auckland. Nach einem leckeren Abendessen und ein paar Billard-Spielen gab es für uns eine weitere Überraschung. Er schenkte uns ein Gerber Fondue mit den Worten „ Ihr seid wahrscheinlich die Ersten, die auf den Cook Islands ein Käsefondue essen werdet, geniesst es!“. Danke Aron, du bist der Beste!